Tenöre on Tour

Tenöre on Tour

Irgendwie haben die Tenöre für mich kein Geheimnis mehr. Dachte ich zumindest.

Schließlich war ich schon bei der deutschsprachigen Premiere von Ken Ludwigs „Das Geheimnis der drei Tenöre“ dabei und habe die Inszenierung des Bonner Contra Kreis Theaters gleich mehrfach gesehen. Nun also Stuttgart! Und täglich grüßt das Murmeltier... Aber da habe ich mich gründlich geirrt! In der Inszenierung von Ulf Dietrich an der Stuttgarter Komödie im Markquardt haben die „Tenöre“ nochmal deutlich an Qualität zugelegt. Das Stück wirkt straffer, es wurden neue Gags hinzugefügt und das glänzend aufgelegte Ensemble sorgt dafür, dass das Ganze lustig und turbulent ist - wie sich das für eine Komödie gehört! - ohne jedoch in den Klamauk abzudriften. Allen voran der wunderbare Michael Hiller, der als Tito Merelli und Beppo eine Doppelrolle spielt und eine wahre Kostümwechsel-Orgie veranstaltet - möchte nicht wissen, mit wie viel Hektik hinter den Kulissen das verbunden ist. Flankiert wird er von Michaela Kametz als Maria Merelli, die hervorragend die Kummer gewöhnte Tenorsgattin und italienische Mamma gibt. Luigi Scarano als jugendlicher Tenor Carlo Nucci (und größter Konkurrent des alternden Startenors Tito Merelli) macht das Chaos schließlich komplett und muss auf der Bühne eine ganze Menge einstecken - zuerst von Tito Merelli und später von Freundin Mimi. Womit ich bei einem weiteren Plus der Stuttgarter Inszenierung angekommen wäre: Ulf Dietrich lässt den Akteuren Raum zur Entfaltung. Besonders deutlich wurde das bei der Rolle des „Max“ - glänzend gespielt von Theodor Reichardt - die bei der Bonner Inszenierung ein wenig unterging, hier sieht man nun, dass der „Max“ eine wirklich lustige und sympathische Rolle ist. Und bei der bezaubernden Christine Last, die bereits in Bonn über 100 Mal die Mimi spielte. Auch sie hat in Stuttgart deutlich mehr Bühnenpräsenz und man sieht, dass mit ihr - sie ist gerade in ihrem zweiten „Bühnenjahr“ - ein großes Talent auf der Bühne steht. Sehr toll fand ich auch Axel Weidemann als Henry Saunders, dessen Darstellung eines Impresarios nur haarscharf an der Wirklichkeit vorbei geht und der mich rein optisch irgendwie an Dieter Thomas Heck erinnerte. Schon erstaunlich, wie eine Brille und ein Anzug einen Menschen verändern können... Fakt ist, dass ich - obwohl ich „Das Geheimnis der drei Tenöre“ schon fast so oft gesehen habe wie „Dinner for one“ - einen überaus vergnüglichen Theaterabend hatte. Chapeau an Ulf Dietrich und das Ensemble, das war (obwohl es Theater ist) großes Kino.

Story: Markus Becker

Fotos: Sabine Haymann und Markus Becker

 

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