Things have changed

Zugegeben, die Headline habe ich bei Bob Dylan geklaut. Aus gutem Grund!

Denn Bob Dylan trifft den Nagel einmal mehr auf den Kopf: Die Dinge haben sich geändert – auch beim Deutschen Radiopreis. Kein Schuppen 52 mehr, keine Barbara Schöneberger als Moderatorin, stattdessen – ja, was eigentlich stattdessen? Die Neue Flora als Location, Katrin Bauerfeind und Thorsten Schorn als Moderatoren und wo sich früher Superstars wie Taylor Swift, Sting oder ABBAs Benny Andersson die Klinke in die Hand gaben, standen jetzt Freya Ridings, Jax Jones und Calum Scott, Purple Disco Machine oder Ray Dalton. Bitte wer??

Wenn man als Durchschnitts-Radiohörer die Stars des Abends erst einmal googeln muss, ist das entweder eine Alterserscheinung oder, na ja, things have changed. Wohlmeinend könnte man sagen, das die traditionell schwerfälligen Öffentlich-Rechtlichen zumindest versuchen, in die Pötte zu kommen und die Jugend zurückzuerobern. Rührend. Denn was die Jugend betrifft, spielt die Musik seit Jahren nicht mehr im Radio, sondern im Internet. Daran ändert auch Purple Disco Machine nichts mehr. Denn bis das gute, alte Radio irgendwelche Trends aufgreift, ist im Internet schon längst irgendeine neue heiße Sache am Start. Something is happening, but you don´t know, what it is. Wieder Dylan. Die Zeiten, in denen Teenager mit dem Cassettenrecorder vor dem Radio hockten und innerlich flehten, dass der Moderator nicht in ihr Lieblingslied hineinquatscht, sind schon so um die 30 Jahre vorbei. Bleibt der Rest, nämlich die Zielgruppe „too old to Rock ´n ´Roll, too young to die“ (diesmal nicht Bob Dylan, sondern Jethro Tull).Die werden mit Helene Fischer und 20 Songs, die wochenlang in Dauerschleife laufen, beglückt. Da besorge selbst ich alter Sack mir meine Musik lieber bei YouTube.

Tja, und das ist das Problem. Mit Speck fängt man Mäuse und mit guter Musik Radiohörer. Wenn der Speck – äh, die Musik – nicht stimmt, finden auch die zweifellos guten und hörenswerten Sendungen und Beiträge der diesjährigen Preisträger nicht das Echo, das sie eigentlich verdienen. Aber immerhin bleiben die verhassten Rundfunkgebühren bestehen. Zumindest das ändert sich nie. Bob Dylan weiß eben auch nicht alles.

Final Story: Markus Becker

Final Photos: Andreas Bonné 

 

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