The times they are a-changin

The times they are a-changin´. 

Ich brauche nur ein bisschen in den Fotos zu stöbern, um den Blauen Ball so zu sehen, wie er einmal war. Als ich eine dreiviertel Stunde gebraucht habe, um die paar Schritte vom Eingang bis zur Fotowand zu gehen. Ganz einfach, weil so viele Freunde und Bekannte dort waren. Ein paar Worte hier, ein Foto da – Ihr wisst schon. Ich erinnere mich an rauschende Ballnächte, in denen ich erst um fünf Uhr früh ins Bett gekommen bin und natürlich an jede Menge spannende Gäste. Wen hat man beim Blauen Ball im Laufe der Zeit nicht alles getroffen! Senatoren und Fußball-Weltmeister, Models aus Heidi Klums Mädels-Folterkeller, Filmstars, Schlagersänger und gleich ganze Generationen von Ersten Bürgermeistern. Ach ja – und natürlich Udo Lindenberg. Auf dem Klo oder in der Raucherlounge neben der Bar. Kurz: Hier traf sich die Szene, der Blaue Ball war gleichzeitig Highlight und Abschluss der Saison.

Auf den ersten Blick scheint sich auch beim 23. Blauen Ball nichts geändert zu haben. Es ist immer noch viel zu warm im „Atlantic“ und auf der Bühne steht ein Schlagerstar, der seinen Zenit schon erreicht hatte, als ich ein kleiner Junge war – inzwischen gehe ich auf meinen 60. Geburtstag zu. Ja, für einen Moment scheint sogar der Glamour zurück zu sein, nämlich als Ekaterina Leonova und Pascal „Pommes“ Hens von „Let´s Dance“ vorfahren und nochmal eindrucksvoll beweisen, warum sie die Show letztes Jahr gewonnen haben. Vor allem die schöne Ekat erweist sich auch hier wieder als absoluter Publikumsliebling. Haare und Make-up hat übrigens unsere Freundin Tanja Stoltenberg gezaubert. War vielleicht keine allzu gute Idee von RTL, in der laufenden Staffel auf sie zu verzichten. Erinnert mich an eine andere junge Frau, die damals ebenfalls geradewegs von „Let´s Dance“ zum Blauen Ball kam und das Ganze sowohl tänzerisch als auch optisch aufwertete... Ist auch schon wieder ein gutes Jahrzehnt her. Kinder, wie die Zeit vergeht! Zum erstmal unter den Gästen wurde die Gruppe um Volkan Baydar und Vince Bahrdt Orange Blue gesehen. Ebenso die  Künstlerin, Singer & Songwriterin Esther Filly.

Immerhin: Janne ist noch da. Und Guido und Tim und DJ Morris. Alle seit Ewigkeiten Freunde des Blauen Balls. So ähnlich wie die Raben im Tower of London, von denen es heißt, dass das Empire untergeht, wenn sie erst nicht mehr da sind. Dem Untergang geweiht ist der Blaue Ball noch nicht und es gibt immer noch viel Auf- und noch mehr Ausgeschnittenes in seinem Rahmen, aber die Atmosphäre ist – na ja – irgendwie anders. Was nicht nur daran liegt, dass ich inzwischen nicht mehr weiß, wer dort warum auf dem roten Teppich steht. Ab einem gewissen Alter kriegt man einfach nicht mehr mit, wer sich in den Charts oder in irgendwelchen Soaps und Fernsehshows tummelt. Irgendwie fehlt die „Familie“... Wo früher Freunde und Bekannte waren, sitzen heute Fremde und wo früher qualvolle Enge herrschte – ich kann mich an Bälle mit gut tausend Gästen erinnern – geht’s heute vergleichsweise übersichtlich zu. Es liegt eine leise Melancholie über dem Ganzen, obwohl nach wie vor ausgelassen gefeiert wird. The times they are a-changin´. Die Zeiten ändern sich. Schau´n wir ´mal, wohin die Reise geht.

Text: Markus Becker

Fotos: Andreas Bonné

 

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