VIP Fashion Night

Ooh what a (Fashion) Night

Mit Modenschauen ist es wie mit Eisbergen: Man sieht nur die Spitze... Also schauen wir doch einmal ein bisschen unter Wasser - pardon: Hinter die Kulissen...

Freitag, 23. Juni, 12 Uhr, Mozartsäle Hamburg. Kaum vorstellbar, dass hier morgen die Fashion Night stattfinden soll. Bis auf die Stühle, die fein säuberlich in langen Reihen aufgestellt sind, erinnert kaum etwas an eine Modenschau. Dementsprechend emsig wird gearbeitet. Während die einen mit aufbauen beschäftigt sind, arbeitet Regisseur Walter Baumilas mit den Models. Wieder und wieder lässt er sie den Laufsteg auf und ab laufen. Denn so eine Modenschau folgt einer bis ins Detail ausgefeilten Choreographie, und damit kennt sich Walter aus wie kein Zweiter: Er ist ein sehr erfolgreicher Profitänzer. Rundherum geht es zu wie im Taubenschlag. Der rote Teppich wird geliefert, die Mozartsäle werden dekoriert und die Goodie-Bags befüllt. Und immer wieder Umarmungen: Man kennt sich und freut sich, einander wiederzusehen. Gegen 20 Uhr dann Feierabend. Jedenfalls vorläufig.

Samstag, 24. Juni. Man trifft sich um 11 Uhr in den Mozartsälen, um anschließend ins Modehaus „Herrlich" zu gehen und passende Outfits auszusuchen. Das Ganze hat ein bisschen was von Schulausflug mit Models. Wenig später ist der kleine Laden von Herrlich pickepackevoll mit Models, aber Inhaber Andreas Köppen hat im Handumdrehen für jeden das passende Teil gefunden. Unterdessen arbeiten in den Mozartsälen Walter und Lilia an einer Choreographie, die „Signs of hope“ tänzerisch umsetzen soll - das neue Projekt von Romy Stangl, das sich gegen häusliche Gewalt richtet. Schon die Proben sind überaus beeindruckend. Nun tauchen auch die Sänger für den Soundcheck auf. Sehr entspannt und professionell, das Ganze. Keiner braucht länger als 10 Minuten. Trotzdem wird bis zur buchstäblich letzten Sekunde fieberhaft gearbeitet, schließlich soll jedes Detail stimmen.

18 Uhr. Die ersten Gäste kommen. Und die Medien. Sechs Monate Vorbereitung gehen ihrem Höhepunkt entgegen - no way back. 

19 Uhr. Showtime! Den Anfang macht die bereits erwähnte Choreographie zu „Signs of hope“ - großes Kino, Lilia! Danach stellt Romy Stangl ihr Projekt vor. „Mit der Institution Signs of hope möchte ich eine Institution schaffen, welche unter einem Dach das vereint, was Frauen und Mädchen, die aus häuslicher Gewalt Zuflucht und Hilfe suchen, brauchen, um sich verstanden, beschützt zu fühlen und die Hilfe und Unterstützung erhalten, damit sie Kraft und und Hoffnung finden und eine neue Perspektive im Leben erhalten“, sagt sie. Anwälte, Psychologen, Streetworker, Kinderbetreuung, Wohnraum - alles unter einem Dach. „Ein Nest bauen“, nennt Romy das. Wir werden auch künftig über „Signs of hope“ berichten. Und dann erstmal Musik. Ach was „Musik“ - Barbara Pythagoras und Kenneth King machen auf der Bühne ein richtiges Fass auf. Die Beiden sind Profis und ein eingespieltes Team. Zuerst verhalten mit einem Lovesong (Patti neben mir zerdrückt dezent ein Tränchen) und dann geht die Post richtig ab. Das traditionell eher verhaltene Hamburger Publikum erwischt sich beim Mitwippen und Mitklatschen. Und die erste Modenschau ist herrlich - in des Wortes doppelter Bedeutung: Eine herrliche Show vom Modehaus Herrlich mit toller Ledermode. Musikalisch untermalt von Sandra Cazzato. Eine kleine Zeitreise, die mir persönlich sehr gut gefallen hat - zwischen Helene Fischer und Ballermann gehen diese wunderschönen alten Songs leider allzu oft unter. Und: Sandra interpretiert sie wirklich toll, ich hoffe, ich habe irgendwann, irgendwo ´mal Gelegenheit, ihr länger zuzuhören. Und weiter ging es Schlag auf Schlag. Zur Mode gehören bekanntlich auch Accessoires wie Schmuck, und den präsentierte die Designerin Nazan Buran aus Köln. Sie lässt sich bei ihrer Arbeit von den verschiedenen Religionen inspierieren, und so verbinden sich in ihren Entwürfen modernes Design und zweitauend Jahre Geschichte. Musikalich untermalt wurde das Ganze von Selina, einer 17jährigen Rockröhre, von der wir mit einiger Sicherheit noch viel hören werden - momentan gewinnt sie Gesangswettbewerbe quasi nach Belieben. Fashion Nigth

Aber auch der Charity-Gedanke kam bei der Fashion Night nicht zu kurz. Die kurze Ansprache von Lamiya, einer 18jährigen Irakerin, die vom so genannten "Islamischen Staat" als Sex-Sklavin verschleppt wurde, bei der Flucht auf eine Landmine trat und dabei ein Auge verlor und schwerste Verbrennungen erlitt, bis sie von Frau Dr. Wroblewska in der Beautyclinic V.I.P. buchstäblich ein neues Gesicht bekam, ließ wohl niemanden unberührt - wohl selten ist „Frauen in Not“ so zutreffend wie bei Lamiya. Wie es überhaupt zum „Förderverein Frauen in Not“ kam, zu dessen Gunsten die Fashion Night veranstaltet wurde? Das erzählte Frau Dr. Wroblewska in bewegenden Worten. Sie war 1991 aus politischen Gründen aus ihrer Heimat Polen emigriert, um in Deutschland neu anzufangen. Als Flüchtling, als Ausländerin, als Frau... 

Doch zurück zur Show. Genau wie in Sachen Mode war auch musikalisch für jeden etwas dabei. Sabine Grofmeier zauberte auf ihrer Klarinette mit Mozarts " Alla Turca“ ein Crossover von Klassik und Pop und Tenor Johannes Groß bekam für „O Sole Mio“ standing ovations. Karolina A. Pasierbska - ihres Zeichens ausgebildete Opernsängerin - bezauberte u.a. mit einem Song aus dem Musical „Sissi“, in dem sie die Titelrolle singt. Und Christof Maybach hatte gleich ein ganzes Medley toller Songs mit im Gepäck. „She´s A Lady“  - um nur einen zu nennen - ist ja normalerweise untrennbar mit „Tiger“ Tom Jones verbunden. Aber Christof meistert auch solche Herausforderungen. 

Apropos Lady! Designerin Barbara Kosznik war eigens aus Dublin angereist und hatte gleich eine ganze Reihe wunderschöner Brautkleider mitgebracht. Ich will ja nun nicht mehr heiraten - der eine Versuch hat mir gereicht! - aber vielleicht sollte ich meinem Sohn (bzw. einer künftigen Schwiegertochter) einen Tip geben...  Nicht von ganz so weit her (genauer gesagt: Aus München) kam Hosanna Charmite mit ihren Kreationen. Natürlich hat sie auch - wie Moderatorin Tanja Köhler verriet - Trachten im Programm, aber für Hamburg hatte Hosanna dann doch eher überregionale Zeichen gesetzt. Bei Heike K. geht es wiederum in eine ganz andere Richtung: Die Designerin hat sich voll und ganz dem Kunsthaar verschrieben, Kultstar Olivia Jones gehört zum Beispiel zu ihren Fans. Und Heikes außergewöhnliche Show war auch diesmal wieder ein Highlight der Fashion Night.Fashion Night

Und dann kam er. The one and only Charles Shaw. The real voice of Milli Vanilli. Und ihm gelang, was ich in zig Jahren noch niemals zuvor erlebt habe: Er brachte ein Hamburger Gala-Publikum zum Tanzen, zum kollektiven Ausflippen. Wie es überhaupt ein Abend der Premieren war: Jürgen Peter brachte seinen normalerweise schnellen Erfolgssong „Mary Jane“ als Ballade - eine Version, die nicht einmal sein Freund, der Schauspieler Tom Barcal, zuvor gehört hatte. Womit wir schon bei den prominenten Gästen gelandet wären. Außer Tom Barcal habe ich noch „Miss Norddeutschland“ Christina Graß gesichtet, Bestager-Model Marina Heiden, Maler Jörg Petersen, Wayne Morris, Ilona Schulz-Baumgart, Alexandra Wandel, Rieke Krämer, Mike Washington, „Queen of Europe“ Tatjana Genrich, Thierry Bisso Model aus Berlin und Anne-Kathrin Kosch (Miss Germany 2011). Bleibt noch nachzutragen, dass der Abschluss der Fashion Night wirklich heiß wurde. Was einerseits an der Unterwäsche von Conta lag (und nein, ich verrate jetzt nicht, welches Model ich am aufregendsten fand!!) und andererseits am Duett von Charles Shaw und Christof Maybach: „My way“. Dem kann man nichts mehr hinzufügen.

 

Story: Markus Becker

Fotos: Andreas Bonné und Alexander Schulz

 

 

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