Romy Stangl

Romy Stangl: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Irgendwann im Juli 2016. Ich bin als Gast bei einer Modenschau in einem winzigen Nest in Baden-Württemberg und bin gleich zweimal überrascht. Einmal, weil ich hier, in der tiefsten Provinz, niemals eine so professionelle Modenschau erwartet hätte.

Und dann wegen Romy. Wobei ich damals nicht einmal wusste, dass sie Romy heißt. Romy Stangl. Das erfuhr ich erst etwas später. Was mir sofort klar war: Diese Frau „hatte was“. Und das war nicht nur ihre Attraktivität, sondern irgendwas in ihrer Ausstrahlung... Normalerweise wäre ich da meinem Reporter-Instinkt gefolgt, aber ich hatte Romy eben erst auf dem Laufsteg gesehen. Und was da für Geschichten bei ´rauskommen, kannte ich bis zum Abwinken: Am Ende hat man eine Liste mehr oder weniger bekannter Designer und Fotografen sowie sehr viele schöne Fotos. Alles ganz nett. Aber zu wenig.

Sympathisch fand ich Romy trotzdem, und so blieben wir in lockerem Kontakt. Ich mochte ihre Fotos und das, was sie dazu schrieb. Aber es war einfach keine Story... Was hätte ich denn schreiben sollen? „Wunderschöne Bilder von Romy Stangl“? Dazu brauchten mich die Leute nicht, schließlich waren sie nicht blind. Als ich dann später in anderem Zusammenhang über sie schrieb war es Romy, die mich bat, den Begriff „Model“ zu vermeiden. Ein Model, das nicht Model sein wollte? Spätestens jetzt war mein Interesse endgültig geweckt. Eine kurze Recherche ergab, dass Romy eigentlich aus Chemnitz stammt und es bis vor die Kameras von New York geschafft hatte. Verdammt weiter Weg! Vielleicht war das ja meine Geschichte?Romy Stangl

Um es kurz zu machen: Sie war es nicht. Oder besser: Was mir Romy darüber hinaus erzählte, fand ich weitaus spannender! Zum Beispiel, dass sie gerade bei der Frauen-Organisation Terre Des Femmes hospitiert, um in naher Zukunft ihr eigenes Projekt zu starten. Um Opfer von häuslicher Gewalt soll es dabei gehen und darum, ihnen einen Start in ein neues Leben zu ermöglichen. Und dann ist da noch ein Buch - ein autobiographischer Roman - in Arbeit... Mit „Model“ hat das alles nun wirklich nichts mehr zu tun. Dann schon eher die Zusammenarbeit mit RTL, für die Romy als Expertin die verschiedensten neuen Beauty-Produkte testet. Der erste Clip wurde da bereits gedreht und gesendet (mein persönlicher Knaller: Die nicht ganz preiswerte „Föhnsocke“ - davon hab ich mehrere Paar in Größe 42 zu Hause - waren deutlich günstiger!), der nächste wird in Kürze folgen. Mit anderen Worten: Romy möchte den Menschen helfen, sie berühren, etwas bewegen. Inhaltlich arbeiten, anstatt vor der Kamera oder auf dem Laufsteg einfach nur möglichst gut auszusehen. Wobei Letzteres nicht ganz ausgeschlossen ist. Mit Fotografen, die mehr einfangen können als nur Äußerlichkeiten arbeitet Romy immer noch gerne zusammen, unterstützt von Savoy Models in München und Majestic Models in London. Und zumindest für den guten Zweck - wie demnächst bei der Fashion Night in Hamburg - wird sie zwischendurch auch immer wieder auf den Laufsteg zurückkehren. Ihr soziales Projekt - das an erster Stelle steht - Werbung, vielleicht auch irgendwann einmal Moderation und Journalismus, es gibt momentan viele Ideen und Pläne im Leben der Romy Stangl. Und auch so einiges, was schon ganz konkret läuft. 

Wahrscheinlich war es das, was ich an jenem Sommerabend bei dieser Modenschau in Baden-Württemberg gespürt habe. Da war nicht nur Attraktivität, sondern auch Herz und Hirn. Kommt da draußen eher selten vor. Und wenn - wie bei Romy - auch noch eine unglaubliche Energie hinzu kommt, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass sie uns nicht zum letzten Mal überrascht hat. Bin froh, Dich zu kennen.

Story: Markus Becker

Fotos: Jörg Schleicher Fotografie, Peter Müller, Nela Kekic - Nelite Photography, Žiga Mihelčič, Tania T Van Zyl, Martin Hartmann, Starupphoto by Charlotte Starup, Michael Munique für „Donna“, Bansri Dattani

 

Suche