Kubrat Pulev

Die „Kobra“ beißt zu

Bestes Sommerwetter, Hafengeburtstag, der Klassenerhalt des HSV – kann man da noch eins draufsetzen? Man kann: Rund 6.000 Besucher erlebten gestern in der Barclaycard-Arena eine Boxgala vom Allerfeinsten. Es waren gleich zwei Titelkämpfe angesetzt, nämlich den um die GBU-Intercontinental Meisterschaft im Super-Mittelgewicht und den Hauptkampf um die Europameisterschaft im Schwergewicht.

Was will ein Boxfan mehr? Richtig: Dass ein Boxer aus seiner Stadt um den Titel kämpft. Aber auch das war an diesem Abend gegeben: Ismail Özen trat zum Kampf um den Titel im Super-Mittelgewicht an. Sein bisher wichtigster Kampf, wie er selbst bereits im Vorfeld betont hatte. Ob es nun an Lebensgefährtin Janina Otto lag, die vor dem Kampf mit in den Ring gekommen war, um Ismail zu unterstützen, ob es an seinem guten Training lag oder ein bisschen an beidem werden wir wohl nie erfahren, fest steht, dass Ismail einen ziemlich kurzen Arbeitstag hatte. Bereits in der dritten Runde unterlag Gegner Ramazi Gogichashvili aus Georgien durch “Technischen K.O.”. Was in diesem Fall nichts anderes als eine freundliche Umschreibung für “völlig unterlegen” ist. Kurz: Ismail ist neuer Intercontinental-Meister (GBU) im Super-Mittelgewicht, und das absolut zu Recht. Congratulations!!

Der Hauptkampf des Abends war aber zweifellos die Europameisterschaft in der “Königsklasse”, dem Schwergewicht. Weltmeister Tyson Fury war eigens angereist, um Landsmann Tyson FuryDereck Chisora moralisch zu unterstützen. Und der hatte moralische Unterstützung durchaus nötig, denn mit seinen provokanten Aktionen im Vorfeld des Kampfes hatte er sich alles andere als Freunde gemacht – die Barclaycard-Arena stand an diesem Abend nahezu geschlossen hinter Chisoras Gegner, dem Bulgaren Kubrat “die Kobra” Pulev. Und anfangs sah es auch so aus, als würde der Kampf für die “Kobra” eine ziemlich klare Angelegenheit werden, die ersten fünf, sechs Runden gingen eindeutig an den Bulgaren. Aber dann schien sich das Blatt zu wenden, Pulev vernachlässigte zusehends seine Deckung, und auch seine Angriffe ließen nach. Hochspannung in der Arena, denn Dereck Chisora wirkte alles andere als angeschlagen. Einen Haken, der den bisherigen Kampfverlauf völlig auf den Kopf stellen würde, traute man ihm jederzeit zu. Weltmeister Fury sah Pulev sogar zwischendurch “am Rande des K.O.”, was ich allerdings nicht hätte unterschreiben mögen. Am Ende siegte in einem packenden Kampf zwischen zwei nahezu gleichwertigen Boxern Kubrat Pulev mit relativ knappem Vorsprung und ist der neue Europameister im Schwergewicht mit der Option, gegen den Weltmeister anzutreten. Wie auch immer der dann heißen mag, denn im Juli steht ja der Rückkampf zwischen Tyson Fury und Wladimir Klitschko an. Apropos! Ich bin – wie wohl fast jeder in Hamburg – ein bekennender Klitschko-Fan. Trotzdem fand ich es unpassend, dass Fury von großen Teilen des Hamburger Publikums mit Pfiffen bedacht wurde. Wladimir Klitschko zu schlagen ist – wie wir alle wissen – eine sehr, sehr große Leistung, die Achtung verdient. Erstens. Und zweitens ist Tyson Fury abseits des Rings ein sympathischer, tiefenentspannter Kerl. Muss man einfach ´mal so sagen.

Bleibt noch der Blick ins Publikum. Neben der bereits erwähnten Janina Otto haben wir Schauspielerin Sandra Quadflieg, Günter Ehnert (Blauer Ball), Khadra Sufi, Unternehmer Lorenz Wriedt (Q10 Magic-Power), PR-Lady Nadine Geigle, Boxerin Susi Kentikian, Moderatorin Khadra Sufi, Frank Otto und Modedesignerin Flora S. entdeckt, wobei das sicherlich noch nicht alle waren. Doch wie heißt es bei Bertolt Brecht? “Doch man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht...”

 

Story: Markus Becker

 

Fotos: Andreas Bonné

 

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