Sarah Connor

From Sarah with love

Es ist Donnerstagabend. Sarah Connor steht auf der Bühne der Barclaycard-Arena in Hamburg, und ich habe meinen Büßerkittel an und Asche auf dem Haupt. Mal wieder. Denn wenn es um Sarah Connor ging, war ich immer der große Skeptiker:

Wer oder was kommt denn bitteschön aus Delmenhorst? Alles nur Hype um eine zugegebener Weise sehr attraktive Blondine. Bis dann „From Sarah With Love“ erschien. Spätestens da musste ich (wenn auch widerwillig) zugeben, dass Sarah Connor verdammt gut singt. Und alle Vermutungen, es könne sich um ein „One-Hit-Wonder“ handeln, wurden zunächst einmal im Keim erstickt. Aber dann!! Dann kam Pro7 auf die unselige Idee, die Doku-Soap „Sarah & Marc In Love“ zu zeigen. Macht eine ernstzunehmende Sängerin sowas?? Eben! Ein Weihnachtslied für Coca-Cola und Werbung für Slipeinlagen machten es auch nicht gerade besser, und als sie in der Folgezeit eher mit ihrem Privatleben als mit ihren Singles für Schlagzeilen sorgte, war die Akte „Sarah Connor“ für mich eigentlich schon geschlossen. Die Ankündigung, jetzt auf Deutsch singen zu wollen, konnte mir da nur noch ein müdes Lächeln entlocken: Wieder ´mal jemand, der mit Schlagern das schnelle Geld machen will, weil´s für Anspruchsvolleres nicht mehr reicht... Sarah Connor

Sarah Connor Und wieder hatte ich mich geirrt. Das Album „Muttersprache“ enthält weder die berüchtigte Disco-Fox-Mucke, noch platte „PUR-Lyrik“, sondern es war eine dieser CD´s, bei denen ich nach dem ersten Durchhören auf „Repeat“ drücke: „Was zum Teufel war das denn??“ Kommt nicht allzu oft vor.

Blieb der letzte „Härtetest“: Überzeugt das auch live??? Im Stau rund um´s Volksparkstadion hätte das eigentlich schon beantwortet sein können, denn offensichtlich waren da zigtausend, für die sich diese Frage überhaupt nicht stellt. Aber es kommen schließlich auch zigtausend zu Helene Fischer... Also erstmal gucken. Was dann folgte, war buchstäblich Sarah Connor pur. Keine zwanzig Kostümwechsel, keine hollywoodmäßige Bühnenshow mit Pyrotechnik und Tänzern – es war gewissermaßen ein Clubkonzert in großem Rahmen. Das kannte ich – Trommelwirbel! - bisher nur von Bruce Springsteen und seiner legendären E-Street-Band. Und der hat bekanntlich ein ganz spezielles Verhältnis zu seinen Fans. Doch auch da war kein Unterschied zu spüren: Das Publikum war herzlich, aufmerksam und ausgesprochen textsicher. 

Paul McCartney hat mir vor langer Zeit einmal erzählt, dass für Musiker vor allem die Fans zählen, die sie sich erspielt haben, sprich die Leute, die als Skeptiker kamen und als Fans wieder gingen. Wenn das stimmt – und wer wollte an den Worten einer Legende zweifeln? - dann hat Sarah Connor heute eine Eroberung gemacht: Ich komme gerne wieder. Und das nicht, weil es mein Job ist, sondern weil sie mich als Sängerin und Persönlichkeit überzeugt hat. Delmenhorst und Doku-Soaps sind ganz weit weg...

Story: Markus Becker

Fotos: Andreas Bonné

Suche