Saskia Leppin: Jenseits des Klischees

Eigentlich ist es ja müßig, die Geschichte einer Sängerin zu erzählen. Denn die Story kennen wir alle: Armes, aber bildhübsches Mädel mit außergewöhnlicher Stimme singt auf dem Dorffest, wo sie von einem New Yorker Impresario – den es wegen einer Autopanne in dieses Provinznest verschlagen hat – entdeckt wird.

Er bequatscht erst sie, dann ihre Eltern, damit sie mit nach New York kommt. Dort schleppt er sie zuerst ins Studio, dann auf die Bühne, sie singt zunächst im Radio, dann in Paris, London und Rom. Ein schmierlappiger Liebhaber macht sich an den Weltstar heran, der immer öfter erkennt, dass der Ruhm einsam und unglücklich macht. Also feuert sie den fiesen Manager, der Liebhaber verschwindet darauf mit großer Szene, sie kehrt in die Provinz zurück und lebt dort glücklich und zufrieden mit dem Typ, der sie schon immer geliebt hat. So läuft das. Zumindest, wenn man Hollywood Glauben schenkt. Saskia Leppin

Aber das wahre Leben ist kein Film. Davon kann Saskia Leppin buchstäblich ein Lied singen. Denn obwohl sie verdammt gut aussieht und bereits als Schülerin tanzen lernt sowie Schauspiel- und Gesangsunterricht nimmt, lässt sich kein Impresario blicken. War also erstmal nichts mit Rom, Paris, London und New York. Stattdessen geht’s nach der Schulzeit für drei Jahre an die Stage School Hamburg. Der Stundenplan – Tanz, Gesang und Schauspiel – erinnert ein wenig an den Musical-Film „Fame“, aber das ist auch die einzige Gemeinsamkeit: In Wirklichkeit bedeutet Stage School eine knallharte Profiausbildung, die nur die Besten erfolgreich absolvieren. Saskia Leppin gehört zu dieser illustren Gruppe – schon während der Ausbildung steht sie im Deutschen Schauspielhaus Hamburg auf der Bühne und ist in verschiedenen Musical-Galas zu sehen. Also alles klar, Musical-Karriere geradezu vorprogrammiert? Nö, denn 2008 kam „Aida“... Nein, nicht die Verdi-Oper (auch wenn das ja irgendwo gepasst hätte..!) sondern die gleichnamigen Kreuzfahrtschiffe. Die Reederei bot Saskia an, als Solistin in einem Show-Ensemble aufzutreten. Klar, dass sie mit beiden Händen zugriff! Wobei ihr die Schlager-Shows am meisten Spaß machen. Den Urlaubern auch. Jede Show rappelvoll, jeden Abend Riesenstimmung. Auch auf der Bühne: „Wenn ich merke, dass ich die Leute mit meiner Musik erreiche, dann macht mich das unheimlich glücklich“, verrät die Sängerin.

Insgesamt fünf Jahre ist Saskia mit den Urlaubsdampfern unterwegs, bis es sie wieder in die Heimat zieht. Nur dem Schlager bleibt sie treu: 2013 feiert sie am FRITZ Theater in Bremen mit den Schlager-Komödien „Ein Bett im Kornfeld“ und „Zwei Apfelsinen im Haar“ Premiere. Quasi „nebenbei“ spielt sie dort auch in den Musicals „Pappa Pia“ und „Freak Out“ mit. 

Folgerichtig wagt sie den nächsten Schritt und bringt im November 2013 ihre Debütsingle „Lieb mich heute Nacht“ auf den Markt. Aus dem Stand ein Achtungserfolg in den deutschen Charts. 

Inzwischen hat Saskia Leppin einige Songs herausgebracht und im Schlager so etwas wie ihre musikalische Heimat gefunden – Ausflüge in andere Genres nicht ausgeschlossen. „Mir gefällt einfach der Gedanke, dass ein Lied von mir jemand eine Freude bereitet. Den Tag ein bisschen aufhellt und reicher macht“, sagt Saskia. Und weiter: „Ich glaube jeder Mensch, den du triffst, kämpft einen stillen Kampf aus und hat ein Päckchen zu tragen, von dem du nichts weißt. Deswegen versuche ich immer freundlich und bescheiden zu sein. Meine Musik ist also wie ein kleines Geschenk, den Menschen eine Freude zu bereiten.“ Ein Gedanke, den Saskia konsequent umsetzt – wenn sie für Hochzeiten, Geburtstage oder andere private Gelegenheiten angefragt wird, verzichtet sie auf die branchenüblichen Horrorgagen, um auch Normalverdienern die Möglichkeit zu geben, einen wunderbaren Abend mit Livemusik zu erleben. Die besten Geschichten schreibt eben immer noch das Leben. Und nicht Hollywood...

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