André Schürrle

Von Levi, André Schürrle und dem Blauen Ball

Das Leben ist manchmal nicht fair. Wenn man 5 Jahre alt ist, sollte man im Kindergarten mit dem Rad herumrasen und davon träumen, eines Tages Astronaut zu werden. Oder Fußballprofi. Und wenn man13 Jahre alt ist, sollte man Mädchen plötzlich gar nicht mehr so doof finden

(jedenfalls nicht alle), mit 15 sollte man mit roten Ohren mit der ersten festen Freundin "Klammerblues" tanzen und mit 19 - ach Gott, mit 19 geht´s ja erst richtig los... Aber manchmal kommt´s anders: Levi ist 5 und geht nicht in den Kindergarten, sondern zur Chemo, Maximilian hat mit 13 andere Sorgen als Mädchen, nämlich Rheuma und Asthma, Lennart mit 15 ebenso und Vincent - jetzt 19 - hatte gerade eine Klumpfuß-OP. Und: Die vier Jungs sind Brüder, die mit ihrer alleinerziehenden Mutter in Hamburg leben. Rolli

Jetzt sagen Sie vielleicht "schlimm". Oder "traurig". Oder sogar beides. Aber das ist ja längst noch nicht alles! Denn gerade so, als wäre das noch nicht hart genug, kommen ja auch noch die Tücken des Alltags hinzu. Versuchen Sie ´mal, einen kleinen Kerl, drei Teenager, einen Rollstuhl und einen Spezial-Kindersitz in einem Dacia Lodgy unterzubringen! Größeres Auto? Klar. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?Auto

Diese ebenso wahre wie traurige Geschichte kam Günter und Marianne Ehnert - den Gastgebern des legendären Hamburger "Blauen Balls" - zu Ohren. Und sie beschlossen spontan zu helfen. Nun sammelt der "Blaue Ball" ja eigentlich traditionell Spenden für die Kinderkrebsstation des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf! Aber die Ehnerts setzten sich mit allen Beteiligten zusammen und fanden eine perfekte Lösung: Die Kinderkrebsstation nutzte einen hohen Rabatt, den Ball-Sponsor "Motorvillage" (der normalerweise die Shuttle-Fahrzeuge stellt, mit denen die Prominenten zum Ball gebracht werden) für ein neues Fahrzeug eingeräumt hatte sowie 10.000 Euro, die Fußball-Weltmeister André Schürrle beim Ball im April aus seinem Privatvermögen gespendet hat, schaffte ein neues Fahrzeug an - und stellte es dann der betroffenen Familie zur Verfügung. Nicht geschenkt, klar - aber wer fragt in solchen Momenten schon nach solchen Details? Damit ist das Transportproblem der vier Jungs und ihrer Mutter erst einmal gelöst. In ein paar Jahren, wenn die Teenager volljährig sind, wird es andere Lösungen geben, und dann wird die Kinderkrebsstation das Fahrzeug nutzen. Es geht also auch unbürokratisch... Damit sind natürlich nicht alle Probleme der vier Brüder und ihrer Mutter gelöst. Wenn es für diese Geschichte überhaupt ein Happy End geben wird, dann nicht jetzt. Aber dem Leben zumindest ein bisschen in die Suppe gespuckt und ein ganz klein wenig geholfen zu haben, ist doch auch schon was.

 

Story: Markus Becker

Fotos: Andreas Bonné / privat

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