Ann Sophie

Ticket To Ride

Diese Story konnte einfach nicht anders heißen als ein alter Beatles-Song. Denn wenn es im Musik geht, ist die Große Freiheit 36 in Hamburg sowas wie „geheiligter Boden“. Die Älteren mögen sich erinnern: Dort befand sich  einst der Star Club, die Wiege der Beatles.

Insofern hätte sich der NDR keinen besseren Ort für das Clubkonzert im Rahmen des Vorentscheids für den Eurovision Song Contest aussuchen können. Erstens. Und zweitens waren zehn Bewerber  angetreten, um genau dieses „Ticket to ride“, die begehrte Wildcard, zu ergattern. Mit ihr führt der Weg direkt nach Hannover, wo am 5. März dann unser endgültiger Song für Österreich ermittelt wird. Um es direkt vorweg zu nehmen: Neue Beatles waren trotz der legendären Adresse wohl nicht am Start, aber eines war unübersehbar: Deutschland hat viele spannende, kreative und vor allem junge Talente! Seien es die Vier von „Klangpoet“ mit ihrem fröhlichen „4U“, oder die erst sechzehnjährige Sophie, die ihren Song „Imperfection“ ´rüberbrachte, als würde sie seit 30 Jahren nichts anderes machen oder Aden Jaron, der nicht nur Musiker, sondern auch Europameister im Hip-Hop-Tanz ist und in seinem Titel „We´re On Fire“ beide Talente gekonnt miteinander verband. Natürlich durfte auch eine Ballade nicht fehlen – sie steuerte Alisson Bonnefoy mit „Burning Down“ bei. Geheimer Favorit war aber wohl die Mädelsband „Ason“, deren Titel „Hey You“ genau die Mainstream-Ohrwurmqualität hat, mit der man zwischen Hammerfest und Tel Aviv ziemlich sicher in die Charts kommt. Doch am Ende belegten die vier Schwestern nur den zweiten Platz. Und das – denke ich – zu Recht. Denn „Jump The Gun“ von Ann Sophie hat genau die Coolness die ein potenzieller Hit braucht. Vielleicht, weil die Sängerin in New York Schauspiel studiert und von dort einen Hauch Atmosphäre für ihren Song mitgebracht hat. Natürlich wird es am 5. März, wenn das Ticket nach Österreich vergeben wird, nicht ganz leicht für die Hamburgerin, denn mit Acts wie Mrs. Greenbird oder Fahrenheit ist eine starke Konkurrenz am Start, aber Ann Sophie hat mehr als nur eine Außenseiterchance. Und sollte das klappen, dann ist in Wien bekanntlich alles möglich. Die vier Schweden namens Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid kannte ´74 schließlich auch kein Schwein, aber das sollte sich dann bekanntlich schlagartig und nachhaltig ändern. Wobei es auch ´ne Nummer kleiner geht: 1966 gewann ein gewisser Udo Jürgens mit „Merci Cherie“.Und aus dem ist ja schließlich auch was geworden. 

„Schau´n wir ´mal“, würde meine beste Freundin jetzt sagen. Und Recht hat sie: Ich werde am 5. März auf alle Fälle ´mal schauen, wie es Ann Sophie beim Vorentscheid ergeht und schonmal mit Bier und Chips ein bisschen für die Übertragung des ESC aus Wien trainieren.  

Story: Markus Becker

Fotos: Werner Emmerich

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