Jan Delay

Deutscher Radiopreis 2014

Deutscher Radiopreis: Da machten die Ohren Augen. Das Radio hat seinen ganz eigenen Zauber. Denn es beflügelt die Phantasie, weil es schlicht Töne bietet – die Bilder dazu entstehen in den Köpfen der Hörer. Ebenso wie die Gesichter der Moderatoren, die für ihre Fans im Laufe der Jahre oft so etwas wie unsichtbare Freunde werden.

Kann man das auf die Bühne bringen, ohne den speziellen Zauber zu zerstören? Dem NDR ist dieses Kunststück im Rahmen der Verleihung des „Deutschen Radiopreises“ zumindest teilweise gelungen.

Wobei das erste Highlight der Veranstaltung, die in Hamburgs „Schuppen 52“ stattfand, eigentlich gar nichts mit dem Radio zu tun hatte: Moderatorin Barbara Schöneberger führte in gewohnt lockerer und selbstironischer Weise durch den Abend – ein echter Glücksgriff. Was man von den Laudatoren nicht immer behaupten konnte, da reichte die Palette von dröge – ich weiß nicht, wie oft Georg Kofler in der Laudatio für Helmut Markwort dessen Namen genannt hat, einzig Stefan Aust setzte in dieser Lobhudelei einen intelligenten Akzent – bis zu bemüht lustig. Immerhin wissen wir jetzt, dass „Tagesschau“-Sprecherin Linda Zervakis auf den Namen „Lord Helmchen“ hört. Andere waren wieder überraschend souverän: So locker hätte man sich Bahn-Chef Rüdiger Grube nicht vorgestellt.

Doch zurück zu denen, um die es eigentlich ging: Die deutschen Radiomacher. Hier bot der Deutsche Radiopreis einen – wenn auch kleinen – Einblick in die vielfältige Radiolandschaft, 392 (!) Sender sind derzeit „on Air“. Und das nicht nur mit kreativen und innovativen Ideen, sondern auch mit Bescheidenheit – stellvertretend seien hier nur die sympathischen Dankesreden von Kristian Thees (SWR3, „Bester Moderator“) und Diane Hielscher (FluxFM, „Beste Moderatorin“) genannt.

Livemusik gab es natürlich auch, denn was wäre das Radio ohne Musik? Und auch hier ist dem NDR als Veranstalter eine gute Mischung geglückt: Die Palette reichte von US-Star Taylor Swift bis zu den (inzwischen doch etwas in die Jahre gekommenen) „Fanta 4“. Der „Abräumer“ des Abends war aber zweifellos Jan Delay, dem es mit einem Medley aus „St.Pauli“ und „Sie kann nicht tanzen“ tatsächlich gelang, das eher etwas steife Gala-Publikum in Bewegung zu bringen. Einziger kleiner Wermutstropfen: Von Andreas Bourani und „Revolverheld“ hätte man gerne mehr gehört als nur diese kurzen Ausschnitte am Anfang. So bunt gemischt wie das Musikprogramm war auch das Publikum – Olaf Scholz wurde ebenso gesichtet wie Olivia Jones, Ex- „Mister Tagesthemen“ Ulrich Wickert oder der in Hamburg weltberühmte Szenefotograf Werner Emmerich – ließe sich noch eine Weile fortsetzen, aber dafür gibt´s ja die Fotos.

Den Schlusspunkt überlasse ich daher einem weiteren Preisträger, nämlich Dietmar Wischmayer, dessen preisgekrönte Comedy-Figur „Günther der Treckerfahrer“ im Einspieler feststellte: „Wir sind Kanake“, würde die „Bild“-Zeitung titeln, wenn sie noch einen Arsch in der Hose hätte.“ Dem kann man nichts mehr hinzufügen.

Text: Markus Becker

Photos by: Andreas Bonné

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