Zu kurz gedacht

Erst koalierte er in Österreich mit der rechtspopulistischen FPÖ, nun regiert Sebastian Kurz mit den Grünen - und ist damit endgültig zum Vorbild vieler Unionspolitiker geworden. Aber taugt er dazu wirklich?

Sebastian Kurz steht wie gebannt. Den ganzen Körper leicht nach links gedreht, wendet er vier Minuten lang nicht den Blick von Angela Merkel, bis sie ihr Eingangsstatement bei der gemeinsamen Pressekonferenz beendet hat. Normalerweise blicken Merkels Gäste nach vorn oder über die Journalisten hinweg, manche schauen demonstrativ desinteressiert oder abwesend drein. Aber der österreichische Regierungschef zeigt bei seinem Besuch im Kanzleramt: Ich bin ganz bei meiner Gastgeberin, mir entgeht nichts.

Kurz ist schon das zweite Mal zum Antrittsbesuch im Kanzleramt. Und das mit 33 Jahren. Er hat in Österreich das Kunststück fertiggebracht, nach den Nationalratswahlen 2017 eine umstrittene Koalition einzugehen, die nach zwei Jahren zerbrach – bei der anschließenden Wahl legte seine konservative ÖVP dann direkt nochmal ein paar Prozentpunkte zu und regiert nun in einem abermals gewagten Bündnis. 

Text-Quelle:Der Spiegel

Fotos: Omid Abdi

 

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