Mercedes Benz Fashion Week

Abenteuerland

Zuerst die gute Nachricht: Das Zelt ist zurück am Brandenburger Tor – zum Glück für alle Moderedakteurinnen, die letzten Sommer wegen der WM-Fanmeile mit ihren High Heels ins vergleichsweise unwegsame Wedding stöckeln mussten. Aber auch sonst warf die Mercedes Benz Fashion Week wieder ihre Schatten voraus.

Schon seit Tagen waren in meinem Freundes- und Bekanntenkreis Gästelisten, passende oder weniger passende Outfits, Partys und Akkreditierungen das Thema schlechthin: Abenteuerland Fashion Week... Aber lohnt sich die Aufregung überhaupt? Teils – teils. Dass die ganz großen Namen fehlen – Hugo Boss zeigt in New York, Escada ist auch nicht dabei und Rena Lange ist pleite – ist in Berlin leider schon eine ganze Weile nichts Neues mehr. Und auch die, die geblieben sind – wie Marc Cain – äußern sich eher zurückhaltend: „Die große Fashionshow im Zelt ist für uns eine reine Imagegeschichte.“ Aber Totgesagte leben bekanntlich länger, und wenn es darum geht, sich immer wieder neu zu erfinden, ist Berlin mindestens ebenso kreativ wie Madonna. Denn während die Kritiker noch lautstark das nahende Ende der Fashion Week heraufbeschworen, entwickelte man in Berlin eine Talentförderung, die ihresgleichen sucht. Highlight ist dabei sicherlich „Der Berliner Mode-Salon“ am Dienstag im Kronprinzenpalais. Hinter diesem – nun ja – doch eher bodenständigen Namen verbirgt sich eine Show der Berliner Designer-Elite wie Tim Labenda, Augustin Teboul oder Michael Sontag – flankiert von so großen Namen wie Allude, Talbot Runhof oder Dorothee Schumacher. Allerdings muss man schnell sein – nach nur drei Stunden ist alles wieder vorbei und wird auch nicht wiederholt.Ebenfalls um junge Talente und Newcomer geht es beim „Vogue-Salon“ am Mittwoch. Und bei der Ethical Fashion Show sowie im Green Showroom – beide im Postbahnhof – geht es um ökologische und faire Mode. Kurz: Es gibt auch ohne die Streetwear-Messe „Bread & Butter“ - bis 2014 eine der wichtigsten Plattformen – bis einschließlich Donnerstag im Abenteuerland rund ums Brandenburger Tor noch genug zu entdecken. Soweit erst einmal der Überblick. Aber natürlich gehen wir auch noch ein wenig ins Detail und werden dieser Tage noch eingehend über Designerin Cindy Morawetz und ihre Labels „drezz2imprezz“ sowie „Morrywoods“ berichten.Für den Moment halten wir einfach ´mal fest, dass Berlin nicht Mailand, Paris, London oder New York ist – Berlin bleibt Berlin. Aber das ist schließlich schon immer so gewesen.

Fotos: Marcus Lienhardt

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