Christine Last

Christine Last: Immer unterwegs

Wir hatten uns schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Zuerst stand sie auf der Theaterbühne, irgendwo im Ruhrgebiet. Und ich war anschließend für irgendeine Story in Hamburg unterwegs gewesen. So ist das nunmal. Die Schauspielerin und der Journalist - „fahrendes Volk“. 

Aber jetzt hatte es doch ´mal wieder geklappt, dass wir uns sehen, und so sitze ich in der kleinen Wohnung von Christine Last am Küchentisch. Auf meinem Stammplatz direkt neben dem Schrank. Die Hausherrin ist gerade ´mal im Bad, und so lasse ich den Blick schweifen. Das alte Autogramm von Brigitte Bardot, das ich ihr vor Jahren ´mal geschenkt hatte, als sie noch mitten im Schauspiel-Studium steckte, hängt gerahmt an einem Ehrenplatz. Es sollte damals ein kleiner Ansporn sein, ihren Traum nicht aus den Augen zu verlieren. Auf dem Schreibtisch das Programm von der „Büchner“-Premiere. Da hatte ich auch im Publikum gesessen, und spätestens da war mir klar geworden, dass der große Traum von Christine Last in Erfüllung gegangen ist. Obwohl ich keinen Schimmer vom Theater habe. Was mich scheinbar zum perfekten Test-Publikum macht, ich weiß nicht, wie oft sie mir in dieser Küche schon kleine Szenen vorgespielt oder etwas vorgesungen hat. Ich hab´s immer gemocht und war mir gleichzeitig nie sicher, was ich sagen sollte – ich habe doch nicht viel Ahnung und wollte ihr keinesfalls den falschen Rat geben. Aber anscheinend stimmt, dass man mit dem Herzen gut sieht, wie Saint-Exupéry schrieb – jedenfalls hatte es für Christine in „Büchner“ glänzende Kritiken gegeben. Schon toll, den Weg dorthin aus nächster Nähe miterlebt zu haben. Meine Güte, wie lange sind wir jetzt eigentlich schon befreundet? Vier Jahre? Oder sind´s doch schon fünf? Eigentlich auch egal.Draußen vor dem Fenster der typische Kölner Herbst. Bis eben noch nasskaltes Schmuddelwetter, aber jetzt kommen ein paar zögerliche Sonnenstrahlen zum Vorschein: „Was meinst du – gehen wir ´nen Schritt vor die Tür?“

Christine Last Ein paar Minuten später stehen wir mitten im prallen Leben. Zahllose kleine Restaurants,mit Einkaufstüten bepackte Hausfrauen, lachende junge Männer und Kinder, die mit ihren Fahrrädern über den Bürgersteig flitzen, mit buchstäblich spielerischer Geschicklichkeit in dem Gewimmel. Aus den Restaurants dringt Musik – vom herzzerreißenden türkischen Sänger bis zur unvermeidlichen Helene Fischer ist alles dabei. Ich habe meine kleine Kamera dabei. Das ist seit Jahren schon so eine Art „Ritual“: Wenn wir uns sehen, machen wir eine kleine, private Fotosession. Ein paar Bilder erblicken dann später auf „Facebook“ das Licht der Welt, aber der größte Teil ist einfach für uns. Wir sind da inzwischen schon ein gut eingespieltes Team. Wir spazieren durch einen kleinen Park hinunter an den Rhein und machen ein paar Bilder. Hier, abseits der Touristenströme, ist es mitten in einer Millionenstadt ganz ruhig und Kormorane fliegen dicht über dem Wasser, um sich schließlich hineinzustürzen. Alles sehr laid back, wie überhaupt der ganze Tag. Macht immer wieder Spaß, Christine zu fotografieren. Wir schlendern zurück nach Nippes und suchen uns ein kleines italienisches Restaurant fürs Abendessen.

Ich erzähle Christine von einer Fashion-Show, die ich im Sommer besucht habe. Sehr professionell, das Ganze, und für einen guten Zweck: „Frauen in Not“ heißt der Verein, der die Gala veranstaltet, und folglich kommt der Erlös der Show misshandelten Frauen zugute. Tolles Projekt, denn es gibt zwar zig Charity-Aktionen für Kinder (was ja auch gut und richtig ist!), aber kaum jemand denkt an die dazugehörigen Mütter, die oft genug mit ihren Kindern vor häuslicher Gewalt flüchten müssen und buchstäblich über Nacht vor dem Nichts stehen. Im nächsten Jahr kommt die Fashion-Show nach Hamburg, und Dr. Katharina Wroblewska, die den Abend organisiert, hat zugestimmt, dass Christine Last das „Gesicht“ der Veranstaltung wird. Im Dezember komme ich mit Katharina nach Bonn, um Christine auf der Bühne zu erleben und damit die beiden Damen sich auch ´mal persönlich kennen lernen.Was für uns nicht nur beruflich, sondern auch privat nette Neuigkeiten sind. Denn an diesem Abend trennen sich unsere Wege erstmal wieder: Christine probt die nächsten sechs Wochen in Bonn für ihr neues Stück, während ich in Düsseldorf und Hamburg unterwegs bin. „Fahrendes Volk“ eben. Aber für „Frauen in Not“ werden wir ein Stück zusammen fahren. Kommt in unseren Berufen nicht allzu oft vor. Aber manchmal muss man eben einfach ´mal Glück haben.

Story: Markus Becker

Fotos: Privat

 

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