Christine Last

Christine Last: Von Elefanten und Schauspiel

Begrüßt hatten wir Christine Last ja schon. Höchste Zeit, sie einmal näher vorzustellen! Die 25jährige ist wohl das, was man ein kreatives Multitalent nennt: Sie spielt Klavier und Geige, ist  Sängerin und hätte auch als Schneiderin gute Chancen. Geworden ist sie am Ende – völlig logisch! - Schauspielerin...

Spaß beiseite: Seit Christine im viel beachteten Stück “Büchner” glänzende Kritiken bekam, geht es bei ihr quasi Schlag auf Schlag – aktuell steht sie praktisch durchgängig bis Anfang Februar in verschiedenen Stücken auf der Bühne. Grund genug, um sich mit der Kölnerin einmal eingehender über den Beruf der Schauspielerin zu unterhalten.

Promistadt: Ich habe Dich bei "Büchner" auf der Bühne gesehen und war erstaunt - obwohl Du mir eigentlich total vertraut bist, stand da plötzlich eine Fremde. In wie weit wird man als Schauspielerin zu der Person, die man gerade darstellt? Und, umgekehrt: Wie schwierig ist es, anschließend wieder zu sich selbst zurückzufinden?

Christine Last: Das ist ein bisschen wie in dieser alten Geschichte, in der ein Bildhauer gefragt wird, wie es ihm gelungen ist, aus einem Marmorblock einen Christine Lastderart perfekten Elefanten zu meißeln. “Das war nicht schwer”, antwortete der Bildhauer, “ich hab´ einfach alles weggehauen, was nicht nach Elefant aussah.” So ähnlich ist das auch im Schauspiel! Ich denke, jeder Mensch trägt alles in sich - wenn die Umstände und die Situation es erfordern, kann jeder Mensch alles sein. Wenn ich also einen Freak oder einen Mörder spielen soll, muss ich diese Seite meiner Persönlichkeit enthüllen. Schauspieler zu sein bedeutet also nicht zuletzt, sich immer wieder mit sich selbst auseinanderzusetzen und Seiten von sich zum Vorschein zu bringen, von denen man vorher gar nicht wusste, dass man sie hat. Das ist sehr faszinierend, aber mitunter auch sehr anstrengend. Nach der Aufführung – das ist sogar gesetzlich geregelt – gelten Schauspieler nach der Aufführung zwei Stunden als “unzurechnungsfähig”, es ist wie eine Art Trip, von dem man erst ´mal wieder ´runterkommen muss. Trotzdem: Als Profi muss man auf Fingerschnippen wieder man selbst sein, man darf nicht zu sehr die Kontrolle verlieren. 

Promistadt: Wenn Du frei wählen könntest - wen oder was würdest Du gerne einmal spielen? Und warum?

Christine Last: Kennst Du die Serie “Orphan Black”? Da spielt eine Schauspielerin sieben total unterschiedliche Rollen – das würde mir auch viel Spaß machen, weil ich da meine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen kann. Oder solche Sachen wie “Shakespeare In Love” oder “Die Tudors” - solche Rollen wie Keira Knightley sie oft spielt, mit Kutschen und diesen langen Kleidern... 

Promistadt: Das finde ich jetzt auch insofern interessant, weil Du aktuell auf der Bühne stehst, jetzt aber bemerkenswerterweise nur Filmrollen genannt hast. Wo siehst Du also Deine Zukunft als Schauspielerin - auf der Bühne oder eher vor der Kamera?

Christine Last: Ich glaube, zuerst werde ich viel Bühne machen, aber dann wird der Übergang zu Film oder Fernsehen kommen. Das habe ich so im Gefühl... (lacht)

Promistadt: Sprechen wir ´mal über die Schattenseiten: Als Schauspielerin bist Du diejenige, die den Geburtstag guter Freunde verpasst, weil sie gerade irgendwo auf der Bühne steht. Und die kurzfristig private Termine absagen muss, weil plötzlich eine Probe oder ein Vorsprechen dazwischen gekommen ist. Wie einsam macht der Beruf der Schauspielerin?

Christine Last: Das hängt von einem selbst ab und wo man seine Prioritäten setzt! Ich selbst  muss z.B.  ein wenig aufpassen, denn ich bin ein Arbeitstier und die Arbeit als  Schauspielerin birgt für mich ein gewisses Suchtpotenzial, da  landet man schnell in einer eigenen Welt. Man darf nicht vergessen, dass Freunde und Familie auch wichtig sind. 

Fotos: Bruno Miller

Suche