Guido Karp Workshop
Von Schlumpfhausen nach L.A. Ich bin - wie die meisten echten Großstadtpflanzen - ein geographischer Chauvinist. Wenn man mich fragt, wo Mayen liegt, dann würde die Antwort wohl "irgendwo in den Karpaten, gleich hinter Schlumpfhausen" lauten. Und trotzdem hat dieses kleine Nest sein eigenes Kapitel in der Geschichte des Rock ´n´ Roll...
Wer in der Fotografen- und/oder der Musikszene den Namen Guido Karp nennt, wird einen anerkennenden Blick ernten, denn der 56jährige gilt als der Helmut Newton der Rockmusikszene, und selbst wer den Namen nicht kennt, der kennt zumindest die Fotos von Guido Karp: Er hatte sie alle vor der Kamera - Michael Jackson und die Stones, Pink Floyd, Elton John, Bon Jovi... Die Reihe ließe sich noch endlos fortsetzen. Und begonnen hat das Ganze - genau! - direkt hinter Schlumpfhausen in Mayen. Oder besser: In Koblenz, denn dort wuchs Guido Karp auf und machte eine für diese Zeit gar nicht so ungewöhnliche Karriere: Eigentlich hatte er ja nur vor gehabt, für die Schülerzeitung zu fotografieren, aber die Bilder des damals 14jährigen waren schon so ungewöhnlich, dass sie es in die Tagespresse und wenig später sogar zu einer eigenen Ausstellung brachten. Damals, in den 70ern, ging das noch - ich habe auf ähnliche Art und Weise zu dieser Zeit eine immerhin 40 Jahre währende Journalistenkarriere gestartet, wenn auch bei weitem nicht so erfolgreich wie Guido Karp. Der schoss wenig später sein erstes Schallplattencover für Thomas Anders Platte "Ich will nicht in Dein Leben" und man muss wohl kein Prophet sein um davon auszugehen, dass das Cover bedeutend besser war als der Inhalt... Apropos Cover! Das Foto auf Elton Johns "Candle In The Wind" - bis heute die meistverkaufte Single der Welt - stammt ebenfalls von Guido Karp, genauso wie das von Michael Jacksons "This Is It" oder das Coverfoto von "No Security" von den Stones (ich sagte ja, dass Ihr seine Fotos kennt). Wobei der Maestro weder Ideen noch Mühen scheut, um an seine außergewöhnlichen Bilder zu kommen. So gibt es beispielsweise eine nette Geschichte, in der Guido - ein Bär von einem Mann! - hoch über der Bühne und außer Sicht der Publikums in einem winzigen Korb liegt, um aus dieser Perspektive die Stones zu fotografieren... Wobei seine Anekdoten zu den Großen der Musikwelt wohl ebenso ein Buch füllen könnten wie seine Fotos.
Inzwischen zählt der ehemalige Schülerzeitungsfotograf zu den zehn "Leading Photographers Of The Wold" und gewann gleich zweimal den Award des Music Photographer Of The World. Ein Wissen und Können, das Guido Karp regelmäßig in Form von Workshops an andere Fotografen weiter gibt. Aktuell nennt sich das Ganze „Die drei Musketier-Tour“ und besteht aus drei Top-Fotografen (Guido Karp, David Mecey und DomQuichotte) sowie den drei Models Belle, Heidi Fahrenbach und Amberleigh West, die dann ambitionierten Fotografen wie unserem Andreas Bonné (der jetzt aber hoffentlich nicht auch Cover für Thomas Anders machen will!?) ein bisschen was aus der Trickkiste zeigen - ich hab´ als Schreiber ja null Ahnung, aber es muss spannend und inspirierend gewesen sein.
Bleibt noch nachzutragen, dass Guido Karp seit sechs Jahren in Los Angeles und damit in einem Mekka der Musikindustrie lebt. Ein verdammt weiter Weg, wenn man aus der Eifel kommt.
Text: Markus Becker
Fotos: Andreas Bonné