I wui Radio hörn
In Sachen Musik bin ich ein doppelter Glückspilz. Einmal, weil ich zu einer Zeit, in der Wilhelm Wieben in der ARD noch um „Verständnis“ für den „Beat Club“ warb (der dann übrigens ganz brav mit „Halbstark“ von den „Yankees“ startete) im Sendegebiet von Radio Luxemburg wohnte.
In den Sixties und frühen Seventies der heißeste Sender Europas, und so bin ich mit dem „real good stuff“ von den Stones, den Beatles und den Kinks groß geworden - lange, bevor die Öffentlich-Rechtlichen überhaupt kapierten, was da vor sich ging. Eine Zeit, die mich bis heute geprägt hat und die ich ohne Radio überhaupt nicht mitgekriegt hätte. Später begleiteten mich dann Radio-Legenden wie Frank Laufenberg - echte Fachleute in Sachen Musik, bei denen sich das Zuhören lohnte. Und dann bin ich noch ein Glückspilz, weil ich mir ´79 ein Ticket für das „British Rock-Meeting“ auf der Loreley gekauft hatte. Headliner war ´ne Studenten-Bombastband namens „Barclay James Harvest“ (kennt die überhaupt noch einer??), auf die mein Kumpel Elmut abfuhr - ich fand das Vorprogramm spannender, das aus den damals völlig unbekannten Bands „The Police“ und den „Dire Straits“ bestand. Kein Wunder also, dass die Verleihung des Deutschen Radiopreises im Hamburger Schuppen 52 für mich ´ne Herzensangelegenheit war. Ohne das Radio wäre ich nicht der, der ich bin. Und für einen, der zu „Message In A Bottle“ oder „So Lonely“ abgefeiert hat und bei „Roxanne“ das erste Mal heftigst gefummelt hat, ist Gordon Sumner alias Sting mehr als nur ein Superstar - er ist der Mann, der zum Soundtrack meines Lebens nicht unerheblich beigetragen hat. Und ihn nochmal live on stage zu erleben: Unbezahlbar.
Live on roter Teppich wäre beinahe schief gegangen, denn Sting wetzte im Schweinsgalopp an der wartenden Presse vorbei, erst nach einigen endlos erscheinenden Minuten tauchte er dann doch noch einmal kurz auf. Dafür spielte er dann später auf der Bühne einen Song mehr als vom NDR angekündigt. Barbara Schöneberger erschien in rosa-weiß gestreift und fror tapfer in ihrem rückenfreien Kleid, bis auch das letzte Interview gegeben war. Denn pünktlich zur Verleihung der Deutschen Radiopreise war auch das typische Hamburger Schietwetter zurückgekehrt, es war ungemütlich nasskalt. Was Comedian Rüdiger Hoffmann natürlich nicht aus seiner westfälischen Ruhe bringen konnte - gut gelaunt posierte er als „Flieger“. Wie sich überhaupt die meisten Promis viel Zeit nahmen. The Boss Hoss stellten sich immer wieder zum „Klassenfoto“ auf, Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers war gefragte Gesprächspartnerin bei den TV-Sendern und fast alle posierten geduldig für Selfies mit den anderen Gästen - rund 1.000 sollen es gewesen sein. Wer so alles da war? Schauspielerin Natalia Wörner und Moderator Marco Schreyl, ESC-Urgestein Peter Urban und Anne Will, Anja Reschke und Olaf Scholz, Jorge Gonzales, die Band Silbermond, Frank Otto und Nathalie Volk, Nina Bott und, und, und... Ich würde gerne noch das ein oder andere Wort über aufregende Roben verlieren, aber da hielten sich die Promi-Damen leider wetterbedingt ziemlich bedeckt.
Die Preisverleihung in den verschiedenen Kategorien war dann buchstäblich eine „geschlossene Veranstaltung“, für die Medien hatte man backstage Monitore aufgestellt, auf denen das Ganze verfolgt werden konnte - vorausgesetzt, man ergatterte einen Sitzplatz... Immerhin: Den Auftritt von Sting habe ich tatsächlich live gesehen, an dieser Stelle ein Danke an die Jungs von der Security. Erst am Ende öffneten sich dann wieder die Pforten für ein Schlussfoto mit allen Preisträgern und ein kurzes „Come Together“. Ein wildes Gewusel aus Prominenten und Presse, was manche nicht davon abhielt, sozusagen im Auge des Hurrikans seelenruhig zu Abend zu essen. Insgesamt ein toller Abend mit entspannten Prominenten, der nur durch den Charakter der „geschlossenen Gesellschaft“ ein wenig getrübt wurde. Bleibt nachzutragen, dass der Deutsche Radiopreis 2017 in der Elbphilharmonie stattfinden wird - wir sind gepannt und freuen uns schonmal im Voraus.
Story: Markus Becker
Fotos: Andreas Bonné