Elisabeth

Großes Kino auf der Bühne

Es gibt so ein paar Schlüsselwörter, die sofort meinen Fluchtreflex in Gang setzen. „Schwiegermutter“ war zum Beispiel so ein Wort. Okay, das hat sich inzwischen zum Glück erledigt. Oder „Behördenanschreiben“! Hilfe!! Und, ganz klar: „Sissi“. Die „junge Kaiserin“ verfolgt mich, so lange ich denken kann.

Zuerst musste ich das Ganze wegen meiner Mutter über mich ergehen lassen, später dann wegen meiner Frau. Nichts gegen Romy Schneider und Karlheinz Böhm, aber das zuckersüße Drehbuch, dass nicht einmal vor Klischee-Edelkitsch wie einem Rehkitz Halt macht, ist einfach zuviel. Und das Schlimmste ist: Davon gibt’s auch noch drei Teile! Insofern schwankte ich zwischen Entsetzen und Hoffen, als es jetzt musicalmäßig „Elisabeth – die wahre Geschichte“ hieß. Immerhin „Elisabeth“ und nicht „Sissi“, das machte schonmal etwas Mut. Und „wahre Geschichte“ klang auch nicht schlecht, zumal Rehkitze im Normalfall nicht singen können. Also: Auf ins Abenteuer im Mehr! Theater am Hamburger Großmarkt.

Und – hurra!! - „Elisabeth“ kommt tatsächlich ohne das Schmalz der 50er-Jahre-Filmversion aus. Im Gegenteil, das Musical zeigt ziemlich unverblümt die Wandlung vom kindlichen ElisabethWildfang zur emanzipierten Frau, die am „goldenen Käfig“ der Monarchie und nicht zuletzt an ihrem schwachen Ehemann – dem nicht minder legendären Kaiser Franz Joseph I. - zerbricht. Dazu Musik, die rockig und poppig ist. Versuchen Sie ´mal, zu den schluchzenden Geigen der Filmversion zu tanzen (sofern Sie nicht vorher schon eingeschlafen sind!) - zu den Songs des Musicals ist das mehr als einmal möglich, und das wunderbare „Ich gehör´ nur mir“ ist nicht ohne Grund zum Klassiker avanciert. Auch das Bühnenbild kommt dankenswerterweise ohne Plüsch und Pomp aus, Sissi hat sozusagen „abgenommen“, und das steht ihr verdammt gut. Kurz: Die Hamburger Aufführung zeigt einmal mehr, warum „Elisabeth“ seit der Weltpremiere 1992 in Wien zum erfolgreichsten deutschsprachigen Musical wurde – und seitdem kein bisschen Staub angesetzt hat. 

ElisabethZusätzlich geadelt (und das im wahrsten Sinne des Wortes) wurde die Hamburg-Premiere durch die Anwesenheit von Margaretha Erzherzogin von Habsburg-Lothringen (der Ur-Ur-Enkelin von Kaiserin Elisabeth), Johanna Prinzessin zu Sachsen-Coburg, Katharina und Bettina Prinzessinnen zu Sayn-Wittgenstein, Prinz und Prinzessin Reus, Ingeborg Prinzessin zu Schleswig-Holstein, Leontine Gräfin von Schmettow, Iha Gräfin von der Schulenburg sowie Christiane Gräfin zu Castell-Rüdenhausen mit Familie. Aber auch der bürgerliche Teil der Gästeliste las sich wie ein „Who-Is-Who“ der Hamburger Society: Dagmar Berghoff war ebenso dabei wie Arthur E. Darboven, Janina Otto und Ismail Özen, Jochen und Christoph Döhle, Alida Gundlach, John und Maike Jahr, Andrea Lüdke, Uschi Nerke-Petersen, Christian Rach, Carlo von Tiedemann mit Familie, Nadja Tiller oder Carola Veit – um wirklich nur einige zu nennen. 

Tja, und weil bei einer Show die ganz großen Stars bekanntlich immer zum Schluss kommen, seien hier Komponist Sylvester Levay und Librettist Michael Kunze noch einmal hervorgehoben: Das ist ganz großes Kino. Kurz: Unbedingt hingehen!

Story: Markus Becker

Fotos: Andreas Bonné

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