Die geheimen Verführer
Wir Deutschen sehen uns ja gerne als die coolen Shopper. Als die ausgebufften Sparfüchse, denen niemand etwas vormachen kann, rational bis in die Haarspitzen... Von wegen!! Die 6. „Hamburg Woman Business Lounge“ im „Mercedes me“-Store auf dem Ballindamm stand ganz im Zeichen von
„Marken und Menschen“, und da zeigte sich dann sehr schnell, dass es emotionale Dinge wie Marken sind, die unser Handeln bestimmen. Handels- und Markenexperte Bernd Ohnemüller erklärte den circa 200 geladenen Damen aus Hamburgs Gesellschaft anhand eines Beispiels, wie Marken unser Empfinden nicht nur beeinflussen, sondern sogar verändern: Untersuchungen haben ergeben, dass Marken-Sportbekleidung nicht nur als „weicher“ und „angenehmer“ empfunden wird – die Testpersonen liefen in den Markenshirts sogar schneller als in Bekleidung ohne Markenlogo... Ein Phänomen, das Ohnemüller als „E-Gehirn“ bezeichnet, wobei „E“ für Empathie steht. Und damit, so sein Fazit, gehört die Zukunft den Frauen, da sie normalerweise empathischer sind als Männer: „Männer töten Ideen!“
Ist also schlicht ein Geschlechterwechsel in Agenturen und Marketingabteilungen der Königsweg? Das wäre schön! Doch wie Ulrike Krämer im weiteren Verlauf der Diskussion aufzeigte, bestimmen noch viele andere Strömungen die Befindlichkeit der Kunden. Als sehr erfolgreiche Werberin und Leiterin des Institute of Design in Hamburg weiß sie, dass Markenerfolg auch dem Zeitgeist unterworfen ist. „Momentan ist zum Beispiel bei den jungen Leuten Teilen Trend“, berichtete sie, „egal, ob das nun Ideen oder Güter sind – was wir haben, wird geteilt und auch an die weitergegeben, die so etwas vorher nicht hatten.“ Umgekehrt geht die Jugend heute den Dingen auf den Grund, Werbeaussagen ohne schlüssigen Beweis haben heute kaum noch eine Chance. „Solche Veränderungen haben natürlich Auswirkungen auf die Marken“, so Krämer, „es entstehen neue Zielsetzungen, auf die die Unternehmen reagieren müssen.“ Ein Aspekt, den Bernd Zierold – als Vertriebsleiter Nord von Mercedes an diesem Abend gleichermaßen Gastgeber und Gast bei der Podiumsdiskussion – aus seiner Erfahrung nur unterstreichen konnte. Denn der Mercedes me-Store auf dem Ballindamm ist nicht das klassische Autohaus, in dem die Karossen in Reih und Glied auf ihre Käufer warten, sondern eher ein Ort der Begegnung: „Wir möchten die Menschen dort treffen, wo sie gerade sind – Mercedes me ist für Junge und Junggebliebene konzipiert, man kann dort einen Cappuccino trinken oder an unseren zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen, vom Konzert bis zum Poetry Slam.“ Also gewissermaßen Markenbindung durch die Hintertür. Dem Standort Hamburg kommt dabei übrigens Pilotfunktion zu.
Nach so viel Informationen zum Thema „Marke“ stellte sich natürlich die Frage, was eine Marke überhaupt ist! Da kennt sich Tiffany Ziliok als Spezialistin für Markenrecht bestens aus. „Eine Marke“, so die Juristin, „ist ein Kennzeichen für Waren oder Dienstleistungen.“ Und diese Kennzeichen werden dann auf Antrag beim Markenamt eingetragen. Hört sich dröge an, ist es aber nicht: Kann man zum Beispiel Farben – wie das „Coca-Cola-Rot“ - schützen? Oder wie ist es mit Gerüchen, beispielsweise in der Parfümindustrie? Letzteres ist gar nicht so einfach, weil sich Gerüche bekanntlich verändern, bzw. verfliegen. Fragen, mit denen sich Markenrechtler Tag für Tag auseinandersetzen.
Kurz: Den Gastgebern der 6. „Hamburg Woman Business Lounge“ - Verleger Wolfgang E. Buss und PR- und Eventmanagerin Nadine Geigle – ist es wieder einmal gelungen, ein interessantes Thema in den Mittelpunkt zu stellen. Wobei im Rahmen der Podiumsdiskussion ja „nur“ von Weltmarken wie „Adidas“ oder „Mercedes“ die Rede gewesen ist. Und die haben natürlich die Mittel und die Möglichkeiten, solche Strategien umzusetzen. Frage ist also, ob das auch bei kleinen, inhabergeführten Unternehmen geht. Wir fragten Christine Deck, die seit mehr als fünf Jahren ein Beauty-Institut betreibt. „Gerade in meiner Branche ist die Konkurrenz groß“, berichtet sie, „und die einzelnen Unternehmen versuchen, sich über die Preisschiene zu unterscheiden und Kunden zu gewinnen. Wir sind mit „Beauty Moments“ von Anfang an einen anderen Weg gegangen, denn eine Top-Leistung zu einem fairen Preis setzen die Kunden heute als selbstverständlich voraus. Das ist Basis. Also werben wir mit dem „Mehr“, sprich mit dem exklusiven Ambiente und der freundlichen Atmosphäre bei „Beauty Moments“, also den so genannten „weichen Faktoren.“ Ein sehr persönliches und emotionales Konzept, das nicht nur bei den Kundinnen gut ankommt – unsere Homepage wurde auch von einer Fachjury ausgezeichnet.“ Insofern war die Podiumsdiskussion für Christine Deck eine Bestätigung ihrer Arbeit.
„Geheimes Highlight“ der Business Lounge war aber wie immer die traditionelle Verlosung. Locker moderiert von Johanna Prinzessin von Sachsen-Coburg (die auch bereits sehr charmant durch die Podiumsdiskussion geführt hatte) zog „Glücksfee“ Ina Menzer die Gewinnerinnen des Abends. Und die Sponsoren hatten buchstäblich alles gegeben, um die „Weihnachtsverlosung“ zu etwas ganz Besonderem werden zu lassen. Den – volumenmäßig – größten Preis gab es wohl von Ella Deck Couture. Die Modedesignerin hatte nicht nur die Damen auf dem Podium schick ausgestattet – sie hatte für die Verlosung auch ein Bolero und eine großformatige, handsignierte Original-Modezeichnung gespendet. Beides bekam die glückliche Gewinnerin von Ella Deck persönlich überreicht. Kleiner, aber nicht minder edel war der Preis von Schmuckdesigner Ehinger-Schwarz 1876. Auch sie hatten die Damen auf dem Podium ausgestattet und zudem noch ein edles Stück für die Verlosung gestiftet. Und so ging es Schlag auf Schlag: Eine Nespresso-Kaffeemaschine, Elasten-Trinkampullen für die Schönheit von innen, ein Wochenende im neuesten Mercedes-SUV, eine Designertasche von Patricia Romanowski – es war Weihnachten kurz vor Weihnachten. Und damit ein toller Schlusspunkt für ein erfolgreiches „Hamburg Woman Business Lounge“-Jahr – freuen wir uns auf das nächste...
Story: Markus Becker
Fotos: Rike Schulz und Claudia Tejeda