Drama in Glinde!
Wie aus einem Song von Kurt Maloo ein Musikvideo wurde. Man kann auch heute noch nicht über Kurt Maloo schreiben, ohne „Captain Of Her Heart“ zumindest erwähnt zu haben – seinen Welthit, den er im Oktober ´85 unter dem Namen „Double“ auf den Markt brachte. Für einen Musiker vermutlich ein zweischneidiges Schwert.
Einerseits ist es – schon alleine wegen der Tantiemen – sicherlich toll, einen solchen Megahit geschrieben zu haben. Aber andererseits... „Klar gab es Momente in meiner Karriere, wo ich mich fragte, ob ich wohl jemals noch mit etwas anderem identifiziert werden würde“, sagt Kurt Maloo. „Das werde ich nicht wirklich, aber daran habe ich mich jetzt gewöhnt und die positiven Aspekte eines Welthits überwiegen bei Weitem die negativen. Ich habe über 100 Songs bis jetzt veröffentlicht und es ist ein bisschen wie mit den funkelnden Sternen am Musikhimmel. Am Tag wenn die Sonne scheint werden sie gnadenlos überstrahlt, aber nachts wenn es ruhiger und dunkler wird, sieht man ihre Schönheit.“
„Drama Queen“ von Kurts aktuellem Album „What About“ ist da ein ziemlich gutes Beispiel. Der Song erschließt sich nicht sofort wie der „Captain“, dessen Melodie man auch nach 30 Jahren noch im Ohr hat, er kommt eher auf leisen Sohlen, um einen dann beim zweiten, dritten Hören gnadenlos zu erwischen. Wer hinter dem Titel eine Art Soap Opera erwartet, liegt allerdings gründlich falsch: „Im Song bin ich fasziniert von dieser anstrengenden, unmöglichen Person und betrachte sie wie eine Tänzerin, die mir etwas vortanzt. Sie unterhält mich, erregt mich, amüsiert mich, aber ich bin distanziert. Sie ist in ihrer Welt und ich in meiner. Sie ist mir fremd, darum übt sie eine magnetische Anziehung auf mich aus“, erzählt Kurt Maloo über seinen Song. Eine Geschichte, die für ein Musikvideo geradezu wie geschaffen ist, und so rückte eine achtzehnköpfige Filmcrew im Gutshaus Glinde an, um das Ganze in Bilder umzusetzen. Die Rolle der „Drama Queen“ übernahm dabei die Hamburger Schauspielerin Sandra Quadflieg, die gleichzeitig als Produzentin des Videos fungiert. „Die Drama Queen geht von einem roten Teppich zum nächsten und strahlt. Doch in ihrem Inneren ist sie bereits zerbrochen. Es ist nur ihre Fassade die sie noch aufrecht hält. Und obwohl sie stets unter Menschen ist, ist sie doch ganz allein“, sagt sie über ihre Rolle. Stoff für einen ganzen Spielfilm, doch Sandra hatte nur knapp vier Minuten Zeit, um diese Facetten ihres Könnens zu zeigen.
Einen etwas kürzeren Auftritt hatten die Paparazzi im Video, die übrigens keine Schauspieler waren, sondern bekannte Hamburger Fotografen wie Terry Sorgenfrei, Schmiddy Line, Ariane Funke oder Melanie Pries. Wobei auch ausgewiesene Profis vor laufender Kamera wohl ein wenig Lampenfieber haben – fünf Takes waren nötig, bis Regisseur Adrian Heinrich zufrieden war. Für die Filmcrew bestand die eigentliche Herausforderung jedoch im ersten Drehort, der Fahrzeughalle des örtlichen Limousinenverleihs „Deine Limo“. Denn dort mussten mit allerhand technischen Tricks Fahrszenen simuliert werden – und das bei einem stehenden Fahrzeug. Schließlich sollte das Ganze hinterher nicht aussehen wie in diesen alten Spielfilmen, in denen die Darsteller in Autos sitzen, während im Hintergrund offensichtlich ein Film abläuft. Auch für Sandra Quadflieg war dies der anspruchsvollste Part: „Wir haben die Szene im Auto in einer Einstellung durch gedreht. Normalerweise ist es üblich beim Film mit Zwischenschnitten zu tricksen, diesen doppelten Boden hatten wir hier nicht. Deshalb ging es nur mit einer sehr detaillierten Regieanweisung, damit alles genau auf die Musik passt“, berichtet sie. „Und gerade weil die Protagonisten bei einem Musikvideo keinen Text haben, ist es eine weitere Herausforderung, die Emotion trotzdem an den Zuschauer zu transportieren. Ich hoffe, das ist uns gelungen!“
Aber seht selbst das Video:
Story/Interviews: Markus Becker
Fotos: Terry Sorgenfrei, Melanie Pries
Video: Regie Adrian Heinrich